Interview mit dem Betreuer der SJRP bei der DJEM 2013

andrejAndrej nahm sich Zeit, erzählte uns was hinter den Kulissen bei der DEM passiert und sprach darüber, wie sein Betreuer-Alltag aussieht.

Turm Lahnstein (TL): Andrej, du bist nun schon zum dritten Mal als Betreuer bei der DEM dabei, warst auch zwei Mal als Betreuer bei der DLM [wobei SJRP dieses Jahr einen hervorragenden 3. Platz belegt hat]. Wie sieht so ein typischer Tag eines „erfahrenen“ Betreuers aus?

Andrej: Ein typischer Tag eines Betreuers: Man steht um ca. 7:30 Uhr auf, macht sich frisch und dann kommen schon die ersten Kinder an, die vorbereitet werden wollen. Nach der Vorbereitung geht man rein [in den Turniersaal] und guckt sich die Spiele in der kiebitzfreien Zeit, dann geht man in aller Ruhe frühstücken. Dann ein dreht man seine Runden im Spielsaal, geht spazieren oder vielleicht schwimmen. Um 12 Uhr gibt es Mittagessen und man begrüßt seine ersten Schüler, die schon fertig sind und danach geht es mit der Vorbereitung weiter, weil um 14 Uhr ist meistens schon die nächste Runde. Man guckt sich kurz die Gegner an. Danach hat man wieder etwas Freizeit. Zwischendurch analysiert man mit den Spielern ihre Partien, es kommt Nachbereitung. Um 18 Uhr gibt es Abendessen. Danach ist die Auslosung da und die Kleinen wollen vorbereitet werden. Bis 22 -23 Uhr macht man die Vorbereitung, danach geht man noch ein Bierchen trinken und dann ins Bett. So viel Freizeit hat man als Betreuer gar nicht!

TL: Worauf muss man bei der Vorbereitung vor allem achten, damit man erfolgreich ist?

Andrej: Vor allem sollte man vielleicht darauf achten, dass man nicht überrascht wird! Wenn der Gegner etwas Besonders spielt, wie ein Gambit oder so etwas, dann muss man es im Voraus wissen, damit man zeigt, wie man diese Stellungen umgeht, die der Spieler noch nicht auf dem Brett hatte. Man soll seinem Spieler das Gefühl der Sicherheit geben, auch wenn es nicht so ist: Hauptsache er fühlt sich sicher und ist guter Dinge, dass er gewinnen wird.

TL: Leidet man als Betreuer, wenn die Vorbereitung nicht funktioniert hat?

Andrej: Das macht einem schon viel aus! Man bereitet sich oft 30-40 Minuten vor und teilweise weichen die Gegner ab und teilweise vergessen die Schüler die Vorbereitung. Da denkt man sich, man hatte eine schöne Variante vorbereitet – und es kommt nicht aufs Brett!

TL: Berufsrisiko! Darf man fragen, wen du betreust und wie zufrieden du mit deinen Schützlingen bist?

Andrej: Ich betreue in der U10 Vincent Keymer und Michael Yankelevich. Mit Vincent bin ich zufrieden, der steht im Moment auf Platz 1 und spielt um den Titel. Michael spielt im oberen Drittel, spielt leider zu schnell und deswegen sind die Ergebnisse noch nicht so… Aber es wird – er ist jetzt auf dem aufsteigenden Ast. In der U12 habe ich Elias Müller aus Niederkirchen. Das ist leider nicht sein Turnier und er bleibt unter seinen Möglichkeiten. In der U14w habe ich Sabrina Ley. Sie hat im Moment 50%. Das ist in Ordnung, weil sie im hinteren Drittel gesetzt ist. Ihr Ziel ist es 50% zu erreichen. Bis jetzt hat sie 2 stärkere Gegner geschlagen und insgesamt ganz OK. In der U18w habe ich Ann-Kathrin Trettmann. Sie spielt auch unter ihren Möglichkeiten, ist krank ins Turnier gestartet und kann deswegen nicht ihre volle Leistung abrufen. Das war’s!

TL: Wie steht es gerade in diesem Augenblick bei deinen Schützlingen, kannst du es sehen?

Andrej: Es kommt darauf an, ob sie weit genug vorne spielen. Kann sagen, wie Vincent steht. Er steht etwas schlechter. Der Gegner hat die Vorbereitung umgangen, hat zum ersten Mal 1. d4 gespielt, sonst immer 1. e4. Die Stellung ist jedoch relativ unklar. Eigentlich hat der Weiße Vorteil, aber ohne Rechner ist es nicht leicht zu sagen… Wahrscheinlich steht Weiß, der Gegner von Vincent, etwas besser! Kann leider nicht sagen, wie Sabrina im Moment steht. Michael hat gewonnen, ist nun auch vorne mit dabei.

TL: Wie ist die Stimmung im SJRP-Team?

Andrej: Ich würde sagen sie ist in Ordnung. Es gibt keine besonderen Probleme, man setzt sich mit Betreuern am Abend ein Bierchen trinken und bespricht dann die Erfolge und Misserfolge des Tages. Bei den Kindern ist auch alles in Ordnung, es gibt ein umfangreiches Rahmenprogramm: Kinder können z.B. Tischtennis spielen und sich vom Schach erholen. Insgesamt sieht es sehr positiv aus!

TL: Du bist ja als Lehrer in der Schule tätig und auch hier als Schachtrainer. Was machst du lieber?

Andrej: Beides hat seinen Reiz, es gibt Unterschiede: In der Schule müssen die Kinder da sein, ob sie wollen oder nicht; beim Schach sind Leute motivierter (Klar auch in den Naturwissenschaften gibt es motivierte Schüler, aber nicht so viele wie beim Schach).

TL: Würde es dich freuen, wenn Schach ein Schulfach wäre? Würdest du gerne deine Mathe-Stunden abgeben um Schach zu unterrichten?

Andrej: Nicht alle Mathe-Stunden [lacht] – Mathe macht auch Spaß zu unterrichten! Wenn man jedoch Schach als Unterrichtsfach einführen würde, würde es mich natürlich freuen! Weil ich denke, es würde den Kindern nicht schaden, wenn sie statt einer Stunde Deutsch oder Mathe Schach spielen würden.

TL: Würdest du vorschlagen, dass alle Schüler dann beim Schach mitmachen müssten, oder nur diejenigen die Spaß daran haben?

Andrej: Bei Mathe haben ja auch nicht alle Spaß! Also wenn, dann sollten alle mitmachen. Man kann im Unterricht differenzieren und wenn man es richtig aufbereitet, haben dann die meisten Schüler Spaß.

TL: Wie sehen deine Schachpläne als Spieler und Trainer aus?

Andrej: Als Spieler spiele ich nächste Saison für SV Wiesbaden in der zweiten Bundesliga und dann sehen wir weiter;-) Ich habe noch nie zweite Bundesliga gespielt – es wird eine interessante Herausforderung! Als Trainer werde ich im nächsten Jahr anstreben, den A-Trainer-Schein zu erwerben, damit ich Kinder noch besser betreuen kann; werde im Rheinland-Kader weiterhin tätig bleiben und eventuell auch den Rheinland-Pfalz-Kader mitbetreuen.

TL: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg noch in den restlichen Tagen!

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