Unsere U14 in der Besetzung David Meuer, Lasse Werling, Christian Samtleben, Peter Bida und Patrick Brühl nahm ein weiteres Mal an der MDVM teil und wieder sollte es in der letzten Runde nicht reichen unter die ersten 3 zu kommen, was zur Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft gereicht hätte.
Fangen wir bei der Fahrt an. Klaus Samtleben hatte einen VW-Bus organisiert in dem wir dann uns auf den Weg nach Güntersberge/Harz machten. Thüringen ist für uns recht weit weg, aber Güntersberge liegt schon in Sachsen-Anhalt und damit noch ein Stück weiter weg. Nach 6 Stunden Fahrt kamen wir dort an. 40 Minuten für Anmeldung, Beziehung der Zimmer und Abendessen und die erste Runde startete schon. In der Regel sind die Gegner alte Bekannte, der USV Erfurt war dann ein neuer Name unter den Konkurrenten, die aber in der Setzliste einige Plätze vor uns lagen.
Dieses Jahr waren es nur 9 Mannschaften die teilnahmen, was nicht so toll war, weil es für eine Mannschaft immer bedeutete, dass sie spielfrei hatte. Nach einer Absage konnte man kurzfristig keinen Ersatz mehr finden, schade. Nach der Begrüßung wurden dann die Uhren gedrückt und es ging los. Als erstes tat sich bei Patrick etwas. Als wir schon an seiner Stellung zweifelten fand er eine starke Lösung, gewann Qualität und Bauer mit Angriff. Einem Damenabtausch ging er zu Recht aus dem Weg, war der gegnerische König doch in arger Bedrängnis. Dann griff der Gegner mit dem Springer seine Dame an und Patrick übersah das irgendwie. Die Tante ging ohne irgendwas verloren und auch die Stellung war dann nicht mehr haltbar. Echt bitte, weil ich Patrick so stark bis dahin noch nicht gesehen habe. Christian hatte aus der Eröffnung Probleme, während Lasse und David leichten sich klaren Vorteil erspielten. An allen 3 Brettern kam keine überraschende Wendung und so endet das Match 2-2, für uns ein ordentlicher Start.
Am nächsten Tag gegen unsere Nachbarn Kastellaun. Der Start lief schon denkbar ungünstig, David wie auch Peter, der seinen ersten Einsatz hatte, verloren aus der Eröffnung ohne Not einen Bauern. Beide kämpften lange, konnten ihre Stellungen aber nicht halten. Christian und Lasse mussten nun auf Gewinn spielen, wobei Christians Stellung lange sehr ausgeglichen war bis zum Turmendspiel mit fast symmetrischer Bauernstruktur. Hier sollte er den Turm abtauschen und auf einen Fehler hoffen. Er überließ dies dem jungen Kastellauner Konrad Fettig und das Bauernendspiel war schlechter und aktiv nichts mehr zu machen. Der Gegner spielte weiter auf Gewinn und nach einem Fehler sah es schlecht für Christian aus. Er versuchte es in seiner Verzweiflung mit einem Bauerndurchbruch auf der anderen Seite, der aber keine Chance hatte, weil der König noch im Quadrat war. Überraschender Weise liefen beide Bauern zur Dame und es reichte noch zum Remis, was uns aber nicht half. Lediglich Lasse hatte nach langem, fein geführtem Endspiel den Gewinn in der Hand. Am Königsflügel hatte er weit vorgerückte Bauern, die dem gegnerischen Läufer überlegen waren, aber ein falscher Zug und der Läufer konnte beide leicht blockieren. Das Remis gehörte aber irgendwie zu der mehr als durchwachsenen Begegnung. Um noch eine Chance zu haben, mussten alle restlichen Spiele gewonnen werden. Das sehr junge Riegelsberger Team, betreut vom ehemaligen Vorsitzenden des Deutschen Schachbundes IM Bastian, war der nächste Gegner. Obwohl weit unten gesetzt gingen die Riegelsberger mit viel Mut und Kampfeswillen ihre Partien an, am Ende konnten sich David, Lasse, Peter und Patrick dennoch durchsetzen. In der Vorschlussrunde erwartete uns Weimar, die in den letzten beiden Jahren uns in der Schlussrunde immer zum Stolperstein wurden. Die Weimarer waren das Topgesetzte Team, hatten in Runde 3 gegen Bad Homburg verloren und durften sich eigentlich auch keine weitere Niederlage erlauben.
Christian mit einer starken Leistung gewinnt im Angriff und bringt uns ein frühes 1-0. Auch Peter gewinnt schnell einen Bauern, während Lasse einen verliert. Peter auch mit einer sehr guten Partie und dem 2. Punkt für uns, während Lasse seine erste Niederlage bei der MDVM einstecken musste. Um im Rennen zu bleiben benötigte David ein Remis. Er bekam mit Schwarz eine komplizierte Eröffnung. Sein Ziel war es einen der gefährlichen weißen Läufer vom Feld zu nehmen. Seine Strategie mit einer Springergabel auf c2, der weiße Läufer muss sich abtauschen und am Ende steht sein Turm auf c2 und wird vom anderen Läufer auf c3 eingeklemmt verwirft er. Schwer zu sagen, ob man den Plan hätte durchführen sollen. So einfach konnte Weiß nicht an de Turm ran, aber auch die Befreiungsaktion war nicht so einfach. Jetzt aber war die weiße Stellung mehr als gefährlich und schon nach wenigen Zügen war David gezwungen eine Figur für 2 Bauern zu geben. Der Angriff konnte gebrochen werden, das Endspiel war im hohen Sinne aber verloren. David kämpfte, aber sein Gegner spielte lange sehr genau, machte dann aber doch 2 später entscheidende Fehler, zum einen tauschte er die beiden letzten verbliebenen Bauern auf dem Damenflügel ab, was es David ermöglichte zu klammern und dann verbrauchte er einfach zu viel Zeit. Bei unter 2 Minuten Restzeit des Weimarers drohte David dann die letzten beiden Bauern zu tauschen und der Gegner musste sich auf ein Turmendspiel mit Mehrbauer einlassen was dann letztendlich nicht mehr zu gewinnen war, 2,5 – 1,5. Wir waren weiter im Rennen.
Gespannt warteten alle auf die Auslosung der letzten Runde und es wurde obskur. Erfurt auf dem 4.Platz, einen halben Brettpunkt hinter uns bekam Freilos und wir spielten gegen Birkenfeld. Da ein 4-0 in dem engen Feld illusorisch war und Kastellaun gegen souveräne Bad Homburger, die hochverdient Meister wurden verlor, sprang für Erfurt mit Freilos in der letzten Runde der Vizemeister und die sichere Qualifikation raus. Alle Anwesenden waren sich einig, dass es hier einer Regeländerung bedarf. Letztlich konnten weder die Erfurter noch der Ausrichter etwas dafür, weil von den Landesverbänden die Brettpunkte als Zweitwertung festgelegt waren.
Uns sollte bei der Konstellation ein Sieg reichen. Nach der Eröffnung war meine Hoffnungen schon gedämpft, weil Lasse mit Schwarz wieder viel zu aggressiv das Spiel anging und schnell ausgekontert wurde. Mit Minusbauern, deplatziertem König und schlechten Figuren versuchte er mühsam die Stellung zu halten. Peter geriet ins Evansgambit, dass sehr theorielastig ist und er sich damit noch nicht beschäftigt hat. Der Weiße spielte aber allzu optimistisch und Peter bekam viel Material, wobei der gegnerische Angriff immer noch sehr bedrohlich schien. Davids und Christians Stellungen waren lange im Ausgleich, wobei Christian aufpassen musste, einen Doppelangriff übersah und wir lagen hinten. Lasse kämpfte lange verbissen, aber die Stellung war einfach zu schlecht und nach dem 0-2 war es rum. Auch Peter, der zwischendurch einer Stellungswiederholung auswich, verlor die Übersicht und das Mehrmaterial wanderte zum Birkenfelder. Da nütze es uns auch nicht, dass David mit einem schönen Turmopfer den Sieg erzwang. Letztlich war es eine verdiente Niederlage und wir wurden mit 5-5 Punkten Siebter.
Schachlich war es wieder eine kleine Enttäuschung, wobei ich ansonsten mit unserem Team (Spieler und Mitreisende) sehr zufrieden war. Die Stimmung unter uns ist harmonisch und unsere Spieler kämpfen und geben immer ihr Bestes. Auch der Umgang unter den Jungs und auch dem Gegner gegenüber ist vorbildlich. Alle präsentieren sich immer sportlich, fair und als Team. Die Veranstaltung insgesamt war geprägt von sportlicher Fairness und so muss ich auch unsere Gegner loben.
Die Turnierbedingungen vom freundlichen Thüringer Team um Rainer Gast waren gut. Das Team gab sich auch Mühe alles was ging zu ermöglichen. Bei den Zimmern konnte man Glück oder Pech haben, wir kamen im renovierten Teil des Harzparkes unter und konnten zufrieden sein. Einige wurden im recht altbackenen Teil des Parkes einquartiert. Ein Gebäude hatte Zimmer ohne Toilette, Waschbecken und Dusche und war zudem auch nicht sehr sauber. Eine Verstopfung der wenigen Toiletten trug zur Stimmung dann auch nicht bei. Frühstück und Abendessen waren soweit OK, Mittagessen dann doch sehr einfach. Eine Frikadelle aus der Großpackung, ebenso Fertiggemüse aus der Großpackung und Kartoffeln, dazu einen Fertignachtisch und das wars am Samstag, Sonntag ähnlich. Aber was solls, es war alles essbar und genug da. Wir sind nicht verhungert. Auf der Heimfahrt war es bis auf kleine Ausnahmen dann frei und wir kamen nach knapp 5 Stunden an. Vielen Dank an Klaus, der uns wohlbehalten nach Hause brachte.