nach 2011 wieder Vorwärts Orient Mainz. Das Jugendhaus in Mainz direkt in der Innenstadt bot optimale Bedingungen. Viel Platz für Spieler und Mitreisenden und ein preisgünstiges Angebot an Speisen und Getränken. Insgesamt eine sicher sehr gelungene Veranstaltungen.
Drei Lahnsteiner hatten sich hierfür qualifiziert, was an sich schon ein Erfolg ist, bedenkt man wie viele gute Spieler diesen Sprung schon nicht mehr geschafft haben. Als Verein sind wir stolz darauf seit Jahren schon mehr als einen Spieler melden zu dürfen. Dieses Jahr waren es Joshua Lenz in der U12, David Meuer und Lasse Werling in der U10.
Joshua hatte letztes Jahr mit dem 3.Platz einen der begehrten Plätze zur Deutschen Meisterschaft gerade noch erwischt, was sein bisher größter Erfolg war. Dieses Jahr in der U12 beim jüngeren Jahrgang war die Aufgabe ungleich schwerer. An Nr.11 gesetzt war der Abstand nach oben doch gewaltig. Zum ersehnten 3.Platz fast 300 Wertungspunkte, was schon eine riesen Hausnummer ist. Realistisch war jedoch ein Platz unter den ersten 10. In Runde 1, oben gesetzt, gewann er sicher und in Runde 2 kam mit Tilmann Marschall dann die Nummer 2. Schon in der Eröffnung ein Rückschlag. Joshua hatte unser Konzept gegen Caro Kann einfach vergessen, gab sich aber auch wenig Mühe daran zu erinnern. Am Brett spielte er dann eine sehr komplizierte Variante, die er vorher noch nie auf dem Brett hatte und das gegen einen für die Altersklasse erfahrenen Gegner. Schnell war er im Hintertreffen und verlor einen wichtigen Bauern. Jetzt wehrte er sich aber und in der Folge wurden mehr und mehr Figuren und Bauern abgetauscht. Heraus kam das von mir erhoffte ungleichfarbige Läuferendspiel, was noch Remischancen bot. Bereits unter 8 Minuten hatte der Gegner auch schon mit Zeitnot zu kämpfen. Joshuas König war weit weg von den gegnerischen Freibauern und es ergab sich eine vorentscheidende Situation. Er deckte mit dem Läufer einen Bauern ab und war mit dem König zu langsam, was aber recht leicht zu sehen war. Die richtige Lösung: Den Bauern geben und danach hätte er erstmal eine Blockade, die sicher schwer zu durchbrechen wäre. Wir Trainer schafften es in der 15minütigen Analyse jedenfalls nicht und auch Houdini mühte erfolglos an mir ab. Im Diagramm ist Weiß am Zug. Der einfachste Remisweg ist 44.Kc2 Kxa4 45.Le2 Kxa4 46.g4 hxg4 47. Lxg4 bei Ka3 klar 48.Kb1 und bei Kb3 kann man nach a3 den König mit Ld1 wieder vertreiben. Ansonsten räumt man bei Gelegenheit mit h5 alle weißen Bauern auf dem Königsflügel ab. Das ist aber nicht der einzige Weg. Selbst wenn man nur blockiert wird es schwer für den Schwarzen. Wandert der König zum Königsflügel muss man schnell genug mit dem Läufer über e8 abräumen. Joshua spielte Lc2. Ich dachte das verliert, aber auch hier kann man nach Ka3 und Lb1 noch blockieren. Es wird aber durch die etwas unglücklichere Konstellation schwieriger. Es kam recht schnell Kc3 ?? und b1+.
Alles kein Beinbruch, immerhin war die Niederlage keine große Überraschung. Die nächsten beiden Runden taumelte Joshua jedoch wie ein angeschlagener Boxer auf dem Brett. Mut und inspirationslos verlor er beide ohne große Gegenwehr. Da konnte nur eine Nacht drüber schlafen helfen. Jedenfalls ein Lob an seine Eltern, die ihn sichtlich wieder aufrichteten. Am 2.Tag gewann er 2x und verlor die letzte Partie nur knapp. Große Siege feiern kann jeder, aber fair weiter zu spielen wenn es einmal nicht so läuft verdient Hochachtung und ich bin sicher, dass er nächstes Jahr wieder weiter vorne mitspielt. Die U12 gewann der Favorit David Musiolik aus Ramstein, vor dem stark aufspielenden Ricardo Mailitis von unserem Nachbarverein VFR Koblenz und Tillmann Marschall aus Trier.
In der U10 waren zunächst die Rollen verteilt. Hier sind die Wertungszahlen natürlich nur ein Teil der Wahrheit weil bei dieser Altersgruppe die Leistungen oft sehr schwankend sind. David war an 3, Lasse an 24 von 38 gesetzt. Beide gewannen die erste Runde sicher, was bei Lasse schon ein Ausrufezeichen war, spielte er gegen einen vermeintlich deutlich stärkeren Gegner. In Runde 2 verlor er jedoch nach zunächst guter Eröffnung. Er sah die heraufkommende Gefahr hätte sich jedoch bei der Abwehr mehr Zeit nehmen sollen. Seine Züge waren hier nicht nachhaltig genug. Bei einem Blick auf Davids Brett bekam ich einen Schreck. Der Gegner spielte eine bekannte Eröffnungsfalle, eigentlich keine schöne Variante, weil das schwarze System hier nicht gesund ist, aber David ging zunächst darauf ein. Im nächsten Zug erkannte er die Gefahr, verschmähte den vermeintlichen Turmgewinn, aber seine Lösung musste eigentlich auch zum Figurenverlust führen. Etwas überrascht spielte der Gegner nicht den besten Zug und nun konnte David mit einem einfachen Springerrückzug alles wieder richten. Schade, aber der Leser ahnt es, er sah ihn nicht und war wenig später Matt. Bei Lasse ging in Runde 3 endlich einmal unser speziell für diese Meisterschaft angelegtes Eröffnungskonzept auf. Sein Gegner kam mit der aggressiven Verteidigung überhaupt nicht zurecht und wurde überspielt. David hatte sich von der Niederlage erholt und gewann wieder sicher. Dann kam die 4.Runde an diesem Tag. Für alle sicher richtig schwer und immer wieder diskutiert. Ich finde 4 Turnierpartien an einem Tag auch einfach zu viel, jedoch sind die Alternativen zugegeben auch nicht so einfach. Letztendlich sind die Bedingungen für alle gleich. David kam richtig gut aus der Eröffnung und gewann schnell eine Figur. Jetzt wollte er aber zu viel und ein Grundlinienmatt drohte. Hier zeigte sich schon seine für das Alter hohe Reife, denn er hielt noch rechtzeitig inne und fand die schon etwas schwer gewordene Abwehr. Immerhin bekam er noch 2 Bauern für die zurückgegebene Figur. Die Mehrbauern waren aber anfällig und wurden bedrängt. Geschickt tauschte er Material gegen Angriff und das Matt konnte sein Gegenüber nur unter hohem Materialverlust abwehren. Die Partie war gelaufen. Lasse spielte gegen die Bird-Eröffnung sehr geschickt und breitete sich im Zentrum aus. Er verpasste es vor dem Durchbruch zu rochieren und verlor eine Qualität. Trotzdem war sein Gegenspiel annährend gleichwertig. Dann aber nicht lange genug überlegt und durch einen ungeschickten Bauerabtausch hatte er eine Figur weniger, schade da war mehr drin.
Am 2.Tag bekam David Lasses vorherigen Gegner zugelost mit der gleichen Farbe. Die Eröffnung hatten wir kurz angesprochen und sie verlief auch recht ausgeglichen. In dem Kampf fast über die komplette Spielzeit bekam David 3 Remisangebote, die er richtigerweise ablehnte. Wer in einem solchen Turnier etwas reißen will braucht grundsätzlich Siege. Er verlor ohne Not dann einen Turm und nur die Zeit konnte ihn retten. Mit einer halben Minute auf der Uhr wurde er dann Matt gesetzt. Lasse gewann diese und dann auch die nächste Runde, ich selbst am Sonntag nicht vor Ort war erfreut über diesen Leistungssprung. Auch David gewann die nächste Runde und im Finale wurden beiden gegeneinander gelost. Sicher nicht sehr glücklich, aber da beide starke Spieler sind, werden sie sich in den nächsten Jahren daran gewöhnen müssen. David gewann die Partie und mit 5 Punkten musste über den 3.Qualifikationsplatz die Zweitwertung entscheiden. Da David gegen die Topgesetzten nicht gespielt hatte war es vorherzusehen, dass es nicht reichen würde. Ein sehr guter 6.Platz unter den besten Rheinlandpfälzern kann aber sicher sehen lassen. Lasse kam auf einen richtig guten 14.Platz und sollte nicht mit sich hadern. Wenn er es schafft in den kritischen Situationen mehr Ruhe zu bewahren und länger zu überlegen ist hier auch noch mehr drin. Souveräner Sieger mit 7/7 wurde Tillmann Marschall aus Trier vor Cecilia Keymer aus Gau Algesheim und Mirco Friedhoff vom SC Bann.
Ergebnisse auf http://www.schachjugend-rheinland-pfalz.de/index.php/spielbetrieb/sjrpemu10-u12
Impressionen: