Deutsche Vereinsmeisterschaft U10 in Magdeburg

(Bilder: Frauke Büchner, Klaus Samtleben, Stephan Meuer, Peter Ley)

Eine Deutsche Meisterschaft ist schon etwas ganz besonderes. Es bedarf einer langen Vorbereitung, die schon im Sommer losgeht. Man muss erstmal ein Team zusammenstellen, was reibungslos funktioniert hat und ab der Anmeldung eng mit dem Veranstalter zusammenarbeiten. Für uns Teilnehmer ist das nicht so aufwendig, da das Organisationsteam der DVM einem wirklich alles mundgerecht serviert. Alle fiebern der Veranstaltung als Höhepunkt und Abschluss des Kalenderjahres entgegen und dann war es soweit, unsere 5 Spieler sowie 13 Begleiter waren im Maritim Hotel in Magdeburg angekommen. Zunächst Begrüßung und kurze interne Ansprache, danach Eröffnungsfeier und los ging es. Wie im Vorbericht schon erwähnt mussten wir mit Empor Berlin direkt einen dicken Brocken schlucken. Zu dick für uns, die waren schon gut, 0-4. In der Analyse waren 3 Partien umkämpft, aber dann doch klar verloren. Ben konnte den Ehrentreffer mit einer Dame mehr und Mattangriff holen. Mit einem unbedachten Zug war dann der Vorteil wieder weg und der Favorit zeigte nun keine Schwächen mehr. Das Wort unbedacht zog sich bei uns weitgehend durch das Turnier. Obwohl wir eine Stunde Zeit pro Partie hatten wurde die zu selten genutzt. Häufig waren die Partien in den ersten 10 Minuten entschieden, es kam darauf an wer den ersten schweren Fehler machte, leider waren oft wir das. In Runde 2  ein sicherer 3-1 Sieg gegen Turm Raesfeld aus NRW. Mit dem Hamburger SK 2 wurde uns von den Zahlen her ein machbarer Gegner in Runde 3 zugelost , aber es wurde bitter. Zwei schnelle Niederlagen und wir standen in dieser Begegnung mit dem Rücken zur Wand. Es reichte aber nur mit einem Sieg durch David zum 1-3. Im Ersatzspielerturnier holten wir bis dahin 3 aus 3, aber das war es dann, danach setzte es 4 Niederlagen. Ich möchte an dieser Stelle nicht alle Matches und Partien durchgehen, letztendlich kämpften wir immer so ein wenig um den Anschluss ans Mittelfeld. In einem dramatischen Finale schafften wir es dann auch. In der letzten Runde konnte uns Ben schnell in Führung bringen doch schon kurze Zeit später musste Christian aufgeben. Vorne hatte Lasse klaren und David leichten Vorteil. Lasse hatte einen Bauern mehr und der Gegner eigentlich kaum Züge mehr. Der auf Zugzwang basierende klare Gewinnweg ist für die jungen Spieler aber sehr schwer zu sehen, Remis und so hing es an David. Alle Partien in der U10 waren längst beendet und David sollte es gegen einen in etwa gleichstarken Gegner richten. Er konnte seinen Vorteil weiter ausbauen und auch die herannahende Zeitnot hielt ihn nicht davon ab den Punkt in der letzten Partie des gesamten Turniers mitzunehmen. Wir erreichten damit ein ausgeglichenes Punktekonto. Von 28 zu erreichenden Brettpunkten holten wir genau 14.

Wenn man von Zielen bei so einem Turnier spricht schaut man auf die Setzliste, welche auf  DWZ-Zahlen beruht. Danach hofft der Trainer, dass seine Spieler über sich hinauswachsen und in der Rangliste Boden gut machen. Die Zahlen sind aber sehr schwankend. Spieler ohne Zahl werden mit 600 DWZ berechnet sind manchmal weit stärker als einige über 1000. Einige haben auch längere Zeit kein ausgewertetes Turnier gespielt und sind weit unterbewertet. Wie auch immer, wir waren an 25 gesetzt und kamen auf Platz 42 von 80 Mannschaften. Klar waren wir alle ein wenig enttäuscht, aber nach einem kurzen Durchschütteln überwog doch eindeutig das Positive: Alle unsere Spieler hatten ihr bestes gegeben und in einzelnen Partien gezeigt zu was sie fähig sind. Wir waren eine echte Mannschaft die sich gegenseitig unterstützt hat. Nach den Partien blieben die Spieler im Areal und setzten sich immer mal wieder zu den noch laufenden Partien. Es gab keine Vorwürfe untereinander wenn ein Spiel mal vergeigt wurde.  Die Spieler hielten sich beim  kiebizen dezent zurück und griffen in laufenden Partien nicht ein. Unterlegene Gegner wurden respektvoll behandelt, indem wir unsere Freude über einen Erfolg möglichst zurückhielten. Stephan und ich waren zu Recht stolz auf unsere Mannschaft. Wir hoffen alle haben bei ihrer ersten Deutschen Meisterschaft viel gelernt und sind angespornt dieses Ziel ein weiteres mal zu erreichen. Ab der nächsten Altersklasse muss man sich für wenige Plätze qualifizieren. Das wird sicher sehr schwer, aber mal schauen. Abgerundet wurde mein Eindruck durch den harmonischen Umgang unter den Mitreisenden. Das hat echt Spaß gemacht.

Im abendliche Fußballturnier schieden wir ungeschlagen im Halbfinale durch Siebenmeterschießen aus.

Einige kurze Kommentare zu den einzelnen Spielern.

Franziska Herbel: Wenn es auf die höheren Ebene geht, fehlt ihr oft ein wenig das Selbstvertrauen. Die Unsicherheit ist von außen deutlich spürbar. Sie kann durchaus schön rechnen, was sie in Runde 5 unter Beweis stellte. Die Mattkombination musste genau in dieser Reihenfolge durchgeführt werden. Im Mannschaftsturnier  kam sie auf 1/4. Im Ersatzspielerturnier holte sie einen weiteren Punkt.

Ben Seibel: Ben hat Probleme seinen ersten Gedanken nicht sofort in einen Zug umzusetzen. Die schon angesprochene Partie der ersten Runde war typisch für ihn. Nach gut 10 Minuten war die Partie durch Matt verloren, dabei war ein Matt in 3 bei hohem Materialplus für ihn drin. Er versuchte sichtlich unsere Anweisungen aufs Brett zu bringen und es wurde auch hinten heraus besser. Mit einer gelungenen Partie in der finalen Runde ebnete er den Weg, damit es noch zu einer ordentlichen Platzierung reichte. Ben gewann 2 Partien bei 3 Niederlagen.

Christian Samtleben:  Spielte bis in die Turniermitte hinein ein richtig gutes Turnier, als er nach hartem Kampf nur gegen Empor Berlin eine Partie abgab. Er konnte sich gut konzentrieren und nutzte die ihm zur Verfügung stehende Bedenkzeit. Hinten heraus ging ihm ein wenig die Luft aus, aber auch das kann eine lehrreiche Erfahrung sein, die ihn bei den nächsten Turnieren hilft. Christian holte ebenfalls 2 Punkte aus 5 Partien.

Lasse Werling: Man merkt, dass er schon ein wenig mehr Turniererfahrung hat. Seine Partien sind meist recht gehaltvoll mit einem Hang zur Genialität. Man schaue die im Zwischenbericht gezeigte Partie an. Der Zug 8.Lh6 hatte schon Meisterformat. Den hätten sicher auch einige alte Turnierspieler nicht auf Anhieb entdeckt. Sein Problem ist es ein wenig cooler zu bleiben. Vor allem wenn die Partie sich ungünstig entwickelt verzweifelt er anstatt sich zu konzentrieren und die beste Verteidigung zu suchen. Lasse gewann 3 Spiele bei 3 Niederlagen und einem Unentschieden.

David Meuer: Unser Spielführer ist ein echter Leader, der wenn es knapp wird Verantwortung übernimmt. In den beiden Schlussrunden kam es auf ihn an, als er in leicht besseren Stellungen bei knapper werdender Zeit, die Nerven behielt und uns wichtige Mannschaftspunkte sicherte. Mit 5,5 Punkten aus 7 Runden erreichte er ein super Ergebnis und kann seine Wertungszahl weiter verbessern.

Und dann noch ein paar Worte zur Veranstaltung selbst, wobei eigentlich eines reicht, perfekt. Jeder der einmal kleinere Veranstaltungen ausgerichtet hat weiß wie schwer das ist und hier werden 2 Deutsche Meisterschaften (U10 + U12)   mit über 400 Spielern und sicher noch mehr Mitreisenden organisiert. Vorbildlich wie sich die Hauptverantwortlichen der Deutschen Schachjugend dabei selbst zurücknehmen um den reibungslosen Ablauf zu gewähren. Wir hoffen bald wieder Gast bei der DVM oder DJEM zu sein.

Link zum Turnier: http://www.deutsche-schachjugend.de/2017/dvm-u10/

Und noch ein paar Impressionen:

 

 

 

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