Das gemeinsame Schachbundesliga-Finale lockte Schachverrückte aus ganz Deutschland und Lahnsteiner dürften auch nicht fehlen! So folgten Achim, Stephan und Autor dieser Zeilen Friedhelms Einladung zum Schwetzinger Schloss, um Andrej zu unterstützen und anderen Schachgrößen beim Spielen zu kiebitzen.
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Das Wetter spielte zwar am Samstag nicht ganz mit, um den wunderschönen Schlossgarten zu erkunden, doch auch sonst gab es Einiges zu sehen. Denn 16 blutrünstige Mannschaften boten sehr unterhaltsames Schach und es war alles dabei: unerwartete Siege von Underdogs (wie z.B. Schneider (24xx)-Fressinet (27xx)), souveräne, trockene Siege der Favoriten (wie das Spiel von Jan Gustafsson), unglaublich komplizierte Stellungen (Svidler-Harikrishna oder Giri-Prusikin) und spannende Zeitnotduelle. Zum Rahmenprogramm gehörten Analysen der laufenden Partien durch GMs und eine Simultanvorstellung des Ex-Weltmeisters Anatoly Karpov.
Doch bevor das Ganze losging wurde Friedhelm von einem Wesen begrüßt, das vielen unseren Spielern bekannt sein dürfte – Chessy!
Andrej feierte seinen ersten Bundesligasieg schon am Freitag und konnte entspannt gegen den Hamburger GM Rogozenco aufspielen – vielleicht zu entspannt: Die Zuschauer fragten sich die ganze Zeit, wo die schwarze Kompensation für den Bauern sein soll – nach und nach wurden sie aufgeklärt – nirgends!
Die Partie Svidler-Harikrishna wurde schnell zu einer Hauptartaktion: Die indische Nummer Zwei opferte seine Dame, konnte wohl aber nicht gänzlich ausgleichen. Svidler, der in den letzten Jahren einige Kilos abgenommen hat (hab ihn kaum wiedererkannt!), zeigte schon beim Kandidatenturnier in London, dass er noch zu den „schweren Jungs“ gehört und auch hier kämpfte er seinen Gegner in einer der längsten Partien des Tages nieder:
Am verwirrendsten fand ich jedoch die Partie von Anish Giri, der für Emsdetten am ersten Brett spielte. Die Sachen liefen nicht so gut für den jüngsten 2700er und nach dem 20. weißen Zug kam es zur folgenden Stellung auf dem Brett.
„Was ist los?“-wunderten sich die Zuschauer – „Was spricht gegen 20. Sh4+ mit Damengewinn?“ Das dachte sich wohl auch Giri’s Gegner GM Prusikin und nahm die Dame. Dass dies jedoch praktisch ein Verlustzug ist, ahnte zu dem Zeitpunkt wohl nur die Hollands Nummer 1! Oder vielleicht auch Peter Svidler, der sich Zeit für die Stellung nahm, obwohl auch auf seinem Brett auch Einiges los war!
Um kurz nach 15 Uhr gab es kleine Aufregung: Anatoly Karpov war nirgendswo aufzufinden! Meine Vermutung dazu: Der Ex-Weltmeister erfuhr, dass er gegen den Einricher Jugendleiter Andreas Back ran musste und hatte Bammel!
Karpov hatte 25 starke Gegner und brauchte 7 Stunden um nur einen Verlust und 4 Unentschieden abzugeben. Mein Liebling war wie immer Theo Gungl: Nach 10 Zügen hatte er eine ausgeglichene Stellung und strahlte, als hätte er einen ganzen Turm mehr! Es war schön, dass die Deutsche Schachjugend einige Startplätze vergeben konnte.
Weiß nicht wie die Partien ausgegangen sind, aber hoffe jemand hat Anatoly gesagt, dass diese unschuldig aussehende Kinder am Schachbrett zu kaltblütigen Killermaschinen werden!
Natürlich hat der Berichterstatter von allem Fotos gemacht, was sich auch nur für einen Augenblick nicht bewegt hat. Beim „Detektiv“ Sebastian Siebrecht hatte ich allerdings schon ein wenig Angst mein Smartphone rauszuholen – da kennt er nämlich gar keinen Spaß!
Kein Tag ohne gute Tat, dachte ich und wollte dem netten Mann (auf dem Photo unten) sagen, dass die Fastnacht längst vorbei ist (Respekt übrigens für das lange Feiern!). Doch dann dämmerte es mir – er zieht die sNASA-Masche aus Barney’s Playbook durch (bei einer Schachveranstaltung, wirklich?)! Die richtige Auflösung ist: Es handelt sich um den First German Founder Astronaut SXC! Muss allerdings zugeben, dass mein Englisch nicht ausreichend ist, um diesem Ausdruck eine sinnvolle Bedeutung abzuringen.
Nach vielen spaßigen und spannenden Stunden hieß es jedoch Abschied nehmen – Andrej musste zum Abendessen mit seinen Wiesbadener Kollegen (ob dies für die Vereinskasse auf Dauer gut geht?) und wir den Weg nach Hause antreten.
Das Fazit: Eine gemeinsame Runde der Schachbundesliga ist eine tolle Sache!
P.S.: Vielen Dank an Friedhelm, der diesen Ausflug organisiert hat!
P.P.S.: Baden Baden wurde Meister, aber daran hat auch keiner gezweifelt!